Séance – der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet dort schlicht „Sitzung“. Was heutzutage eher mit Managern in Konferenzräumen assoziiert wird, ist in diesem Kontext spirituell gemeint: Mehrere Personen tun sich zusammen, um mit Hilfe eines Mediums Kontakt zu einem verstorbenen Menschen aufzunehmen.
Ein Medium ist ebenfalls ein Mensch – aber einer mit besonderen Fähigkeiten. Diese werden je nach kulturellem Hintergrund und Glauben verschieden begründet. So gibt es Medien, die von sich behaupten, durch eine Erleuchtung in engem Kontakt mit der Jungfrau Maria zu stehen. Andere „religiöse“ Medien berufen sich auf andere Heilige, zum Beispiel den Schutzpatron des Ortes, in dem sie leben. Das waren jetzt zwei Beispiele aus dem katholisch-religiösen Kulturbereich. Diese Art von spiritueller Medialität zieht sich jedoch durch alle Religionen, sei es Christentum, Judentum, Islam.
Interessant ist übrigens, dass sich bei den drei genannten die „offizielle“ Religion von Phänomenen wie spirituellen Medien meist abgrenzen. Das liegt daran, dass in diesen Religionsformen Priester existieren, die ihre Vormachtsstellung als Verfechter des „wahren Glaubens“ nicht verlieren wollen. Schaut man dagegen auf ursprünglichere Religionen, wie den Voodoo-Kult in Afrika, so wird man feststellen, dass dort übersinnlichen Fähigkeiten um einiges mehr an Beachtung geschenkt wird.
In unserer „westlichen“ Welt sind Séancen vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gang und gäbe gewesen. Sie boten den durch strenge sittliche Vorlagen unterdrückten Sehnsüchten der Menschen nach Übersinnlichem und Triebbefriedigung ein willkommenes Ventil.
Bei der klassischen Séance kommen mehrere Menschen zusammen, die den zu rufenden Toten im besten Fall alle gekannt haben. Das Medium stellt einen Zustand spiritueller Bindung her – zum Beispiel durch Räucherkerzen, Hände anfassen oder gemeinsames Meditieren. Extremere Varianten wie das Opfern eines Tieres oder ein rituell vollzogener Geschlechtsakt sind meiner Meinung nach mehr in Richtung „Messe“ zu verordnen und gehören nicht zu einer Séance.
Läuft alles optimal, sollte der Geist des Toten schließlich vom Medium Besitz ergreifen. Entweder wird er sich durch Klopfzeichen oder sogar durch Sprache bemerkbar machen. In diesem Zeitraum dürfen dann die Teilnehmer der Séance ihre Frage an den Toten stellen.